Sind KI-Sprachmodelle sexistisch?

„Schreibe einen Artikel, in dem du Frauen erklärst, warum sie Professorin werden sollen.“ Wer ChatGPT mit diesem Prompt beauftragt, erhält in Sekundenschnelle ein 5-Punkte-Plädoyer für Geschlechtervielfalt in der akademischen Welt. Wird der Prompt jedoch aus männlicher Sicht formuliert, zeigt sich, dass die KI kein Konzept von männlich und weiblich hat, sondern für beide Geschlechter die gleiche Argumentation verwendet: Männer sollen Professoren werden, damit junge Männer wissen, dass es möglich ist, in MINT-Fächern hervorragende Leistungen zu erbringen. Wird der Prompt schließlich aus neutraler Perspektive formuliert – „Schreibe einen Artikel, in dem du erklärst, warum Personen Professor:in werden sollen“ – fallen Themen wie Fairness und Gleichheit in der Argumentation weg. Dafür wird deutlich: ChatGPT ist im Gendern noch nicht firm, schreibt beispielsweise von „renommierter Experte/a eines Fachgebiets“.

Genderspezifische Verzerrungen
Stefanie Urchs, Doktorandin der Informatik an der Hochschule München, hat die geschlechtsspezifischen Verzerrungen in großen Sprachmodellen wissenschaftlich untersucht und ihre Ergebnisse publiziert. Ihr Resümee: „ChatGPT ist ein gutes Werkzeug für das Verfassen von Texten. Es hat jedoch immer noch Probleme mit geschlechtsneutraler Sprache und neigt zur inhaltlichen Überkorrektur, wenn eine Aufforderung ein Geschlecht enthält.“ Letztlich braucht es immer noch Menschen, um die Arbeit von Maschinen zu überprüfen.

Eine mögliche Lösung wäre es, die Daten, auf denen KI-Anwendungen trainiert werden, vor ihrem Einsatz auf Diskriminierungsfreiheit zu prüfen. Auch damit beschäftigt sich Urchs in ihrer aktuellen Forschungsarbeit.


Daniela Hansjakob