Gesundheit für alle

Unter dem Motto „Gesundheit für alle“ feiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in diesem Jahr zum 75. Mal den Weltgesundheitstag und bekräftigt somit unter anderem die Wichtigkeit von Aufklärung und Inklusion. Diese Themen geht Prof. Dr. med. Josef Bäuml zusammen mit Dr. phil. Dipl.-Psych. Heinrich Berger und vielen Mitstreiter:innen auf besondere Weise durch das Münchner Psychose-Seminar an. Denn das Seminar bringt Menschen mit Psychose(n) mit Angehörigen von psychisch erkrankten Personen und Behandelnde aus dem Bereich Mental Health zu einem Trialog an einen Tisch.


Aus welchem Grund ist der Trialog im Psychose-Seminar so wertvoll?
Josef Bäuml: Trialog beinhaltet den gemeinsamen Erfahrungsaustauch von Betroffenen, Angehörigen und Profis auf Augenhöhe. In erster Linie geht es dabei um einen Perspektivenwechsel. In Kleingruppen tauschen sich die Beteiligten über ihre Erfahrungen aus. Immer wieder konnten wir beobachten, wie es Angehörigen ebenso wie psychisch Erkrankten im Seminar möglich geworden ist, sich in die Perspektive der jeweils anderen Person hineinzuversetzen.

Der erkrankte Sohn aus Familie A kann der Mutter aus Familie B wesentlich gelassener und entspannter zuhören, als wenn seine eigene Mutter vor ihm sitzen würde. Durch die Aufteilung von familiär oder freundschaftlich verbundenen Teilnehmenden in unterschiedliche Gruppen gelingen der unvoreingenommene Austausch und Perspektivenwechsel sehr viel einfacher.

Die professionelle Begleitung durch Fachkräfte aus dem Bereich Mental Health ist ein wichtiger Baustein des Seminars, um den Teilnehmenden die Selbstkompetenz und das Empowerment sowohl von Betroffenen als auch Angehörigen plastisch vor Augen zu führen.


Sie lehren u.a. auch im Master Mental Health an der HM. Auf welche Weise können Sie Ihre Erfahrungen aus dem Psychose-Seminar in den Master Mental Health einfließen lassen?
Josef Bäuml: Ich sehe mich als Psycho-Edukateur und möchte den Studierenden mindestens ein Stück weit den Ehrgeiz mitgeben, alle Menschen – auch die sehr schwer Erkrankten – im Leben halten zu wollen, vor Vereinsamung zu schützen und die Inklusion von psychisch Erkrankten in die Gesellschaft zu fördern. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Profis aus dem Bereich Mental Health psychisch Erkrankte dazu ermutigen, an der Heilung ihrer Erkrankung aktiv mitzuwirken. Ohne Mitarbeit der Betroffenen hat die beste Therapie keine Chance!

Das optimale Zusammenspiel von beherzten psychosozialen Maßnahmen in Kombination mit einer intelligent angepassten Medikation ist von überragender Bedeutung. Hier versuche ich den Studierenden des Masters Mental Health die Grundlagen der Psychopharmakologie auf sehr anschauliche Art und Weise näher zu bringen, ihnen den Wirkmechanismus und die sich daraus ergebende Wichtigkeit zu erklären und insbesondere auch Vorurteilen der Medikation gegenüber durch eine zweiseitige Information – sowohl Wirkung als auch Nebenwirkungen – fundiert zu begegnen.


Prof. Dr. med. Josef Bäuml ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ehem. Leitender Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar und lehrt an der Hochschule München im Weiterbildungsmaster Mental Health im Feld der Biologischen Psychiatrie das Modul Psychopharmakologie.


Save the date: Lesung aus dem Buch „Psycho-Tisch“
Aus dem Münchner Psychose-Seminar hat sich das Buch „Psycho-Tisch“ entwickelt, in dem Teilnehmende des Seminars mit Texten, Gedichten, wissenschaftlichen Beiträgen und Bildern Einblicke in die Welt psychischer Ausnahmezustände gewähren. Mutig und offen leisten Betroffene, Behandelnde und Angehörige einen wichtigen Beitrag zu Aufklärung und Inklusion.

Lernen Sie Autorinnen und Autoren des Psycho-Tischs kennen: Am 25. Mai 2023 findet an der Hochschule München um 17 Uhr eine Lesung aus dem „Psycho-Tisch“ in Kombination mit kurzen psychoedukativen Impulsvorträgen zu den wichtigsten psychischen Erkrankungen statt.

Alle Informationen folgen auf der Webseite der Hochschule München. Melden Sie sich gerne bei Fragen sowie zur Anmeldung via E-Mail an weiterbildung@hm.edu .



Johanna Bronek
Weiterbildungszentrum